Drei Dinge sind uns aus dem Paradies geblieben:
Sterne, Blumen und Kinder. (Dante Alighieri)
Donnerstag, 22. November 2007
Schnulleralarm
300 Jahre alter Kinder-Nuckel ausgegraben
Na endlich: Quod erat demonstrandum est, auch im tiefsten Mittelalter haben verzweifelte Eltern versucht, ihre Kinder mit allerlei Tricks und Hilfsmittelchen zur Ruhe zu bringen. Der Beweis: In Stralsund haben Archäologen einen rund 300 Jahre alten Schnuller ausgegraben. Der etwas gewöhnungsbedürftige Fundort: In einem mittelalterlichen Latrinenschacht in der Nähe des Rathauses.
Doch wie und wann kam der Duzi dorthin? Wissenschaftler vermuten, dass er bereits im Jahre 1680 verschüttet wurde. Die mittelalterliche Saughilfe besteht übrigens aus einem Anhänger mit einer Messingpfeife, in die ein Raubtierzahn eingefasst wurde. Der vermutlich von einem großen Wolf oder Hund stammende Zahn wurde in der Mitte aufgeschlitzt, so dass das Kind beim Nuckeln Luft bekommen habe. KIDZI sagt: Wirklich eine tierisch gute Erfindung!!
Ode an die Freude
MISSION IMPOSSIBLE
Die Nachrichtenagentur ddp meldet heute: Auf dem dritten Internationalen Kongress Treffpunkt Weltkirche im Frühjahr sollen der Augsburger Bischof Walter Mixa und Ex-«Tagesschau»-Sprecherin Eva Herman gemeinsam über Familienpolitik diskutieren. Beide sollen zusammen mit der Autorin Christa Meves, dem Trigema-Inhaber Wolfgang Grupp, der Schauspielerin Katja Giammona und katholischen Familienexperten an einer Podiumsdebatte unter dem Motto «SOS! Die Familie retten heißt Europa bewahren» teilnehmen.
Die Familie retten heißt Europa bewahren?? Vor wem oder vor was bitte schön soll Europa bewahrt werden? Vor dem Aussterben, der Verblödung oder vielleicht doch vor zu vielen kleinen muslimischen Kindern, Herr Mixa??
Der Herr gebe, Europa respektive Deutschland werde in Zukunft vor Herrn Mixa und Frau Herman bewahrt. Denn wie heißt es so schön in der Ode an die Freude:
Ja, wer auch nur eine Seele
Sein nennt auf dem Erdenrund!
Und wer’s nie gekonnt, der stehle
Weinend sich aus diesem Bund.
Mittwoch, 21. November 2007
Der Preis ist heiß

Der Schock traf mich beim Frühstück: Die AZ schreibt, München sei zur kinderfreundlichsten Stadt gekürt worden und erhält den Deutschen Kinderpreis.
Stopp, zurück.. München? Mein München? Isarmetropole, Medienmoloch, Hauptstadt der Singles, Yuppies und Lifestylejunkies? Nein, das ist kein Scherz. Die Preisverleihung fand am Wochenende in Köln statt. Hätten sich die Juroren einmal über den Weißwurstäquator getraut, wäre ihnen ein solcher Lapsus nicht passiert. Wo bitte sind all die Krippenplätze, die Mutter-Kind-Parkplätze, die Familienkarten, die günstigen Wohnungen - kurz das Familienparadies??? Irgendwo, aber sicher nicht in München.
Seit dem Frühstück lässt es mich nun nicht mehr los: Was bitte macht eine Stadt kinderfreundlich? Vielleicht sollte man einmal die Kinder fragen.
Mein kleiner Tyrannosaurus Quecks legt Wert auf Selbstständigkeit. "ALLEINE" lautet der morgendliche Schlachtruf. Städteplanerisch betrachtet würde ich das wie folgt übersetzen: Kinder brauchen Frei- Räume. Schwierig in einer Stadt, in der der bebaute Quadratmeterpreis bei rund 4000 Euro liegt. Da wird Platz zum Spielen, Toben und sich ausleben schnell zum Luxus. Also kehren immer mehr Eltern dem kinderfreundlichen München den Rücken und ziehen raus - aufs Land.
Umfangreiche Nachforschungen meinerseits haben ergeben: Kinder legen Wert auf Mobilität.
Meine Tochter artikulierte bereits mit neun Monaten das Wort "Audo" - immerhin noch zwei Monate bevor sie erstmalig ihren Papa namentlich ansprach. Mobil sein mit Kind im öffentlichen Nahverkehr in München heißt jedoch vor allen Dingen eines: Viel Zeit haben. Wer schon einmal versucht hat, mit dem Kinderwagen die in zwei Richtungen befahrbare Rolltreppe zu nehmen, der weiß wovon ich spreche. Unten angekommen, dröhnt einem schon die schleppende Stimme des Zugführers entgegen: Zusteigen bitte. Jetzt nur keine Zehntelsekunde verlieren. Einzige Strategie: sich todesmutig in die zuschnappenden Türen zu werfen - Rücksichtnahme Fehlanzeige.
Ich fahre nun übrigens häufiger mit dem "Audo"... vielleicht hatte meine Tochter das ohnehin im Sinn.
Und schließlich - ganz wichtig - Kinder wollen Freizeitangebote. Städteplanerisch betrachtet würde ich sagen, Spielplätze, Schwimmhallen und eine Reihe Restaurants und Cafés, in denen nicht nur Kinderwägen sondern auch Bobbycars erlaubt sind. Leider fehlt es in der kinderfreundlichen Stadt Deutschlands schon an ersterem. So bin ich schon aus einem hippen Sushi-Laden Am Platzl herauskomplimetiert worden, da mein Buggy zu viel Platz wegnähme...(Ich habe übrigens ein Vermögen für den platzsparendsten Buggy ausgegeben, den es derzeit gibt, um die Verärgerung meiner Mitbürgerinnen und Mitbürger nicht noch mehr herauszufordern). Sollte jemand von einem Tarnkappenbuggy erfahren, bitte sofort an mich mailen....
Alles in allem betrachtet hat München sicherlich einen Preis verdient. Von Kindern wird der aber sicherlich nicht kommen. Die Eltern haben übrigens schon entschieden: Über ein Viertel findet einer Forsa-Umfrage zufolge die Landeshauptstadt für nicht kinderfreundlich.